Das Kunstwerk des Monats

Oktober 2024 | Olafur Eliasson, The Yellow Circle, 2008, Farbgravüre auf drei Teilen, Somerset White Satin Papier, 175 x 180 cm, Auflage 1/24

Kreise findet man viele in Olafur Eliassons Werk. In „Meteorological circles“ widmet er sich damit dem Naturphänomen Wetter, in „Circular Mirror“ der Reflektion, in „Time Circles“ der Zeit und in „Cirkelbroen“ dem urbanen Raum, den er in Kopenhagen durch eine aus Kreisflächen bestehende Brücke gestaltet hat. Ebenfalls in Kopenhagen befindet sich die Werkstatt von Niels Borch Jensen, der den von uns vorgestellten Farbkreis in strahlend schöner Farbqualität präzise druckte. Die Farbauswahl gibt eine fein gestufte Entwicklung und gegenseitige Beeinflussung ausgehend von der Primärfarbe gelb wieder. Insgesamt sieht man 24 tortenstückartige Farbstreifen, die den Kreis nicht nur unterteilen, sondern auch formen. Die dennoch schlichte und kaum überraschende Kreisfläche ist allerdings gestaffelt. Ausgehend von einem einfach großartigen Einfall wurden drei Bögen Papier benutzt und wie eine Kamerablende zusammengesteckt. Sie verweisen also auf die optische Mechanik und indirekt auf das Naturphänomen Licht. Wie bei der Kopenhagener Brücke verursacht ihr sanft versetztes Nebeneinander zugleich so etwas wie Ungewissheit, die innehalten lässt. Wodurch man sich konzentriert darauf einlässt, die drei mal acht Farbtöne zu betrachten. In einem ersten Abschnitt aus acht Mischfarben wird das Gelb in die Orangetöne hineingeführt. Im nächsten in die Grüntöne. Auf dem dritten Blatt sieht man nur Grün- und Orangetöne, deren gelber Anteil kaum noch zu erkennen ist. Jeder Farbkreis, und dieser ganz besonders, bedeutet, dass alle möglichen Phänomene der vieldimensionalen realen Welt, in eine zweidimensionale abstrahierte Ebene transferiert werden sollen. Er dient der Vorbereitung, um Realität in reduzierter – und das heißt auch in durchdachter, zu Wissen oder zu Kunst gemachter – Form, archivieren und weitergeben zu können.


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Oktober 2024 | Olafur Eliasson, The Yellow Circle, 2008, Farbgravüre auf drei Teilen, Somerset White Satin Papier, 175 x 180 cm, Auflage 1/24

Kreise findet man viele in Olafur Eliassons Werk. In „Meteorological circles“ widmet er sich damit dem Naturphänomen Wetter, in „Circular Mirror“ der Reflektion, in „Time Circles“ der Zeit und in „Cirkelbroen“ dem urbanen Raum, den er in Kopenhagen durch eine aus Kreisflächen bestehende Brücke gestaltet hat. Ebenfalls in Kopenhagen befindet sich die Werkstatt von Niels Borch Jensen, der den von uns vorgestellten Farbkreis in strahlend schöner Farbqualität präzise druckte. Die Farbauswahl gibt eine fein gestufte Entwicklung und gegenseitige Beeinflussung ausgehend von der Primärfarbe gelb wieder. Insgesamt sieht man 24 tortenstückartige Farbstreifen, die den Kreis nicht nur unterteilen, sondern auch formen. Die dennoch schlichte und kaum überraschende Kreisfläche ist allerdings gestaffelt. Ausgehend von einem einfach großartigen Einfall wurden drei Bögen Papier benutzt und wie eine Kamerablende zusammengesteckt. Sie verweisen also auf die optische Mechanik und indirekt auf das Naturphänomen Licht. Wie bei der Kopenhagener Brücke verursacht ihr sanft versetztes Nebeneinander zugleich so etwas wie Ungewissheit, die innehalten lässt. Wodurch man sich konzentriert darauf einlässt, die drei mal acht Farbtöne zu betrachten. In einem ersten Abschnitt aus acht Mischfarben wird das Gelb in die Orangetöne hineingeführt. Im nächsten in die Grüntöne. Auf dem dritten Blatt sieht man nur Grün- und Orangetöne, deren gelber Anteil kaum noch zu erkennen ist. Jeder Farbkreis, und dieser ganz besonders, bedeutet, dass alle möglichen Phänomene der vieldimensionalen realen Welt, in eine zweidimensionale abstrahierte Ebene transferiert werden sollen. Er dient der Vorbereitung, um Realität in reduzierter – und das heißt auch in durchdachter, zu Wissen oder zu Kunst gemachter – Form, archivieren und weitergeben zu können.

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August 2024 | Kim Reuter, ohne Titel (201305), 2013, Eitempera auf Leinwand, 18 x 24 cm

Kleines Bild, große Landschaft, weites Gefühl. Kommt man dem Bild ganz nah, dann ist es, als würde man direkt hineinspazieren und nicht anderes mehr sehen als das Meer, das auf schmalen Wellen einen zarten Hauch von Helligkeit schaukelt. Das streifige Gold der Sonne ist allein dem Himmel vorbehalten. Ganz vorn steht eine Frau, die Füße dort, wo der Sand nass ist, und blickt zu einem weit entfernten Segel. Die Frau und das Segel sind in einer Linie über das Meer hinweg verbunden. Über dasselbe Wasser hinweg, welches das segelnde Schiff davonträgt und vor ihren Füßen über den Strand rinnt.

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Juli 2024 | Mirei Takeuchi, ohne Titel, 2016, Halsschmuck, Eisen gelasert, Edelstahl

Mit bloßen Händen ist der Künstler ans Werk gegangen. Ihre konservierte Spur bedeutet: Ich lebe und habe dies geformt. Doch bleibt das Ich nicht mit sich selbst allein. Es hat sich mit der äußeren Welt verbunden, als es sich in sie eingefurcht und eingeknetet hat. Und es hat sich mit uns verbunden, indem es etwas tat, was wir alle tun könnten. Wir müssten nur mit unseren Händen in feuchtem Sand graben oder einen Batzen Lehm kneten. Das Besondere aber ist, das der Künstler dabei eine Form fand, uns etwas Innerliches mitzuteilen. Denn seine Hände haben gegeneinander gearbeitet. Ihre Bewegung strebt in zwei Richtungen. Doch die leicht verdrillte Mitte der kleinen Plastik ist stabil. Sie wird nicht zerrissen. Ebenso wenig wie das Ich, dem die Bewegung der Hände und der sie auslösende Wille zugehören. Im Einfachsten also liegen unverhoffte Botschaften, die uns ins Innere der Dinge führen.

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